Im August 2017 wurde im Journal of clinical oncology eine Präventions-Studie von Brasky, White und Chen publiziert.
Sie trägt den sperrigen Titel Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism-Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort.
Spiegel online und viele andere Journale für Fachkreise und Laien berichten ausführlich über diese Studie und fassen die Ergebnisse einstimmig in etwa wie folgt zusammen: "Lungenkrebsrisiko: Vitamin-B-Tabletten können schaden".
Natürlich verunsichern und ängstigen uns solche Aussagen zunächst. Aber wir sollten uns nicht täuschen lassen, denn Studien können bewusst oder unbewusst falsch interpretiert werden oder Teil-Ergebnisse können unterschlagen werden. Und tatsächlich ergibt sich korrekt recherchiert folgendes Bild aus der Studie:
Der Abstract der Brasky-Studie gibt nicht alle Ergebnisse korrekt wieder bzw. vergisst wichtige Fakten. Die dort als kritisch bewerteten Dosierungen entsprechen nicht den gültigen Empfehlungen für eine Primärpräventionsstudie und sind deshalb völlig ungeeignet. Die ebenfalls in der Studie verwendeten präventiven Dosierungen dagegen erhöhen das Lungenkrebsrisiko nicht, sie senken es teilweise sogar. Dies wird durch weitere in meiner ausführlichen Stellungnahme zitierte Studien bestätigt.
Die Vitamine B6, B12 und Folsäure übernehmen wichtige Aufgaben im menschlichen Stoffwechsel, insbesondere im 1-Carbon-Stoffwechselweg. Eine Unterversorgung führt zu ernsthaften Gesundheitsschäden, allerdings kann sich auch eine zu hohe Zufuhr negativ auf die Stoffwechselhomöostase auswirken und z.B. das Lungenkrebsrisiko fördern.
Deshalb ist jeglicher unbegründete oder falsche Einsatz und jede längerdauernde Über- oder Unterversorgung von Mikronährstoffen - und nicht zu vergessen ohne Ausnahme auch von allen am Markt zugelassenen Arzneimitteln - abzulehnen.
Die immer wieder kritisierten Nahrungsergänzungsmittel sind niedrig dosiert. Sie sind für den präventiven Einsatz gedacht und sollten nicht höher dosiert werden als vorgeschlagen. Die Zufuhrmengen orientieren sich an den Empfehlungen von DGE und BfR.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Ausführungen die nicht begründeten Ãngste im Zusammenhang mit dem Thema "B-Vitamine und Lungenkrebsrisiko" beseitigen konnte.
Wenn mir das gelungen sein sollte, dann setzen Sie weiterhin die lebensnotwendigen B-Vitamine bewusst, korrekt und professionell ein - zum Nutzen für Ihre Patienten !
Wenn Sie die detaillierte Stellungnahme zur o.g. Studie einsehen wollen, schicke ich Sie ihnen gerne per mail zu.
Soweit für heute Ihr Udo Böhm