Im Editorial des Forum 5/2017 wird von Florian Lordick die Frage aufgeworfen "Ist die komplementäre Medizin eine Alternative".
Dazu ist zunächst zu sagen, dass die Frage völlig falsch gestellt wird und von fehlendem Wissen und Verständnis zeugt, weil die komplementäre Medizin keine Alternative ist, sondern eine Ergänzung und deshalb von daher anders bewertet werden muss als klassische Maßnahmen mit Alleinstellungsanspruch.
Dann schreibt der Autor, dass Zweifel bestehen, ob die Chancen und Risiken der Verfahren realistisch eingeschätzt werden und ob Patienten durch geschickte Werbemaßnahmen manipuliert werden und dass Patienten vor der Alternativen Mafia zu warnen wären.
Auch hier verwechselt Herr Lordick wiederum bewusst oder unbewusst komplementär mit alternativ und er muss sich natürlich fragen lassen, ob er seinerseits die Chancen der Komplementärmedizin richtig einschätzt. Auf eine Diskussion über evtl. mögliche Manipulationen durch Werbemaßnahmen einer konventionellen Pharmamafia in der Onkologie möchte ich verzichten.
Für bestimmte definierte Maßnahmen der Komplementärmedizin(z.B. für den Einsatz der Mikronährstoffmedizin)liegen sehr wohl gesicherte Daten vor, die dem Interessierten bekannt sein müssten. Zudem sind für einige konkrete Konzepte eventuelle Interaktionen mit klassischen Arzneimitteln gut untersucht und werden zudem gegebenenfalls von den erfahrenen Anwendern berücksichtigt. Auch die Wirkungen auf den Zellmetabolismus sind belegt und mitunter besser bekannt als bei einigen klassischen Medikamenten.
Dass unabhängige Forschung in Bezug auf die komplementäre Medizin stärker gefördert und mehr evidente Daten vorgelegt werden müssen, ist vollkommen richtig und ich habe das auch bei der Deutschen Krebsgesellschaft wiederholt angeregt, ohne dass sich etwas verändert hätte. Einig sind wir uns auch, dass die Bevölkerung und Krebspatienten stärker über ein gesundes Verhalten beraten werden müssen. Hier sind natürlich insbesondere die mehr Vertrauen erweckenden onkologischen Spezialisten gefragt, aber zumindest in meinem Umfeld passiert da trotz wiederholter Hinweise deutlich zu wenig.
Insgesamt gesehen müsste sich viel ändern für eine wirklich optimierte Onkologie und die Protagonisten der klassischen Onkologie sollten sich endlich unvoreingenommen, objektiv und fair mit den Möglichkeiten der komplementären Medizin auseinandersetzen - zum Nutzen für Bevölkerung und Gesundheitswesen.
Davon bin ich fest überzeugt.
Ihr Udo Böhm